März 6, 2022

Luise und Titia.

Cookie nach der Kastration.

Hot dog.

Wellen.


Es ist lange her, dass ich geschrieben habe, aber so furchtbar viel ist auch nicht passiert. Der Frühling kommt so langsam nach Kristiansand. Heute sind es 10 Grad, der Schnee ist weg, aber das war dieses Jahr schon mal so. Direkt vor den Winterferien, in der letzten Februarwoche, dachten alle, dass der Frühling kommt. Pünktlich zu Ferienbeginn schneite es dann wieder und die Wege im Wald waren erneut völlig vereist. Eigentlich geht es in der Natur so wie in meinem Inneren. Die sonnigen warmen Zeiten, in denen man glaubt, dass der Winter überwunden und auf dem Rückzug ist, wechseln mit Rückschlägen, Wintereinbrüchen, kälte. Die Tage werden länger, das Licht ist nicht aufzuhalten, allerdings habe ich diesen Eindruck bei mir nicht immer. Ich habe viel zu tun, habe verschiedene Epochen und bin viel in der Schule. Das lenkt ab, tut auch gut, aber zuweilen habe ich das Gefühl, dass mir die Zeit für anderes und den Trauerprozess fehlt. Es holte mich immer wieder ein, was ja nicht wirklich überraschend ist. Annas Blumenboot, mal vom Schnee bedeckt, dann wieder sonnenerstrahlt mit ersten zarten Knospen. Jeden Morgen und Abend spreche ich nach wie vor mit Anna, erzähle ihr, was ich vorhabe oder gemacht habe. Als ob sie das nicht wüsste. Mal ist es ganz einfach, mal verschwimmen mir die Augen. Am ersten Ferienwochenende war unser Hochzeitstag (20.2.). Der Zweite – wie traurig, welch lächerlich kleine Zahl… . Das war schwer, aber zum Glück kamen Titia und Luise (die Tochter von Annas Schwester Gisela) am Tag danach. Ich habe die 5 Tage mit den beiden sehr genossen. Endlich war wieder Leben im Haus. Titia ist eine hervorragende Lehrerin und hat mir viel über den Aussaattage Kalender beigebracht. Ich muss jetzt versuchen dranzubleiben, damit ich nicht alles wieder vergesse, aber das ist in der Schulzeit gar nicht so einfach. Ich bin von 8 bis 15 Uhr in der Schule, die Hunde dürfen inzwischen nicht mehr mit. Mal sind sie zu Hause, wenn ich etwas kürzere Tage habe, oder sie sind im Auto und ich gehe in den Pausen ein kleines Stück mit ihnen. Solange die Temperaturen nicht so hoch sind, geht das ganz gut. Sie fühlen sich wohl im Auto, und ab und zu nehme ich sie einfach mit. Donnerstags müssen sie sowieso mit, da komme ich erst um 17:45 Uhr nach Hause. Das ist zu lang für die Beiden alleine zu Hause. So gibt es also alle möglichen Dinge, mit denen ich beschäftigt bin und die meine Gedanken binden. Am Wochenende schlafe ich viel, räume auf, putze das Haus, für den Garten ist es definitiv noch zu früh. Ich versuche an meinen Routinen festzuhalten, das gibt Halt und Sicherheit, aber Anna fehlt an allen Ecken und Enden. Das Leben ist ärmer, wenn man es nicht teilen kann, auch wenn andere Dinge jetzt einfacher sind und ich mir weniger Sorgen machen muss. Das versuche ich mir immer wieder bewusst zu machen. Alles was irgendwie positiv ist, in den Vordergrund rücken. Immerhin habe ich die Gewissheit, dass das Leben weitergeht, dass das Leben schön ist und ich gut wieder auf die Beine komme, schließlich überwiegen die hellen Zeiten inzwischen die Dunklen. Aber man weiß einfach nie, wann einen die Trauer wieder einholt. Das geschieht immer ganz plötzlich und natürlich ohne Vorwarnung. Mal sind es kurze Augenblicke, mal Stunden und mal Tage oder Wochen die plötzlich viel schwerer sind. Zum Glück weiß ich, dass das wieder vorbei geht, nur steuern kann ich das selbstverständlich nicht. Ich vergrabe mich auch nicht, wenn es mir nicht so gut geht, aber die Kommunikation mit meiner Familie und den Freunden wird dann deutlich weniger. Ich habe Menschen, mit denen ich über all das sprechen oder schreiben kann, aber aus einem Tief kann ich mich nur selber herausholen, da helfen auch keine lieben Worte, selbst wenn sie wirklich gut tun. Aber die Natur hilft mir nun. Der Frühling ist nicht mehr aufzuhalten, selbst wenn es sicher noch mal einen (hoffentlich) kurzen Wintereinbruch geben wird. Das war bisher meistens so. Aber die Sonne hat schon so viel Kraft, dass sich Schnee und Eis nicht mehr lange halten. So hoffe ich, dass auch die Sonne in meinem Inneren immer mehr an Kraft gewinnt und nicht mehr aufzuhalten ist. Mit Wolken kann ich gut leben, aber Schnee brauche ich keinen mehr - innerlich wie äußerlich.
Jetzt sind es nur noch 5 Wochen und dann sind schon Osterferien. Ich freue mich auf den Besuch von Thorben und Günther – und dann werden wir die Außenküche fertig machen und den Grill anfeuern. Egal was für ein Wetter ist!
Ich melde mich bald.
Frühlingshafte Grüße

Tim

6 Comments on “

  1. Lieber Tim,
    schön von Dir zu lesen, hab just heute Morgen an Dich gedacht…Der Frühling tut uns allen gut, gerade in diesen aus vielerlei Gründen mitunter düsteren Zeiten. Jede Knospe in der Natur zeugt davon, dass das Leben ein Kreislauf ist und das ist für mich immer ein guter und beruhigender Gedanke. Ich freue mich immer, wenn Du in diesem Blog von Deinem Leben erzählst, bitte weitermachen!
    Liebe Grüße aus dem auch schon ein wenig ftühlingshaftem Marburg

  2. Lieber Tim, ich freue mich sehr, von Dir zu lesen, ich dachte schon, mein Geraet funktioniert nicht. Es ist gut an Routine festzuhalten, weil gewisse Dinge einfach zu machen sind und es bringt einen auf andere Gedanken! Der Frühling ist auch hier noch nicht so richtig angekommen, es regnet immer wieder. Wir warten auch schon sehr auf ihn. Lass Dich nicht unterkriegen, es werden auch wieder gute Tage fuer Dich kommen. Ich wuensche Dir viele schoene Momente und freue mich für Dich, wenn Du Besuch bekommst! Herzliche Gruesse aus Ierapetra! Leider regnet es schon wieder, am Vormittag wars schon sehr schön! Johanna

  3. Dein Vergleich der Trauer mit Wellen ist ein sehr schönes Bild. Natürlich und unvermeidlich, manchmal heftiger, manchmal ruhiger, und immer Teil des Lebens. Ich wünsche dir weitere lichte Tage der Frühlings.

  4. Lieber Tim, nun sitze ich hier in Dexbach bei Titia und Friedrich für eine Woche, in meinen sogenannten Skiferien…und lese deine Zeilen. Mir geht es ähnlich, die Trauer kommt und geht in Wellen. Der Klammergriff des Winters ist nicht sehr hilfreich, jedoch die Zuversicht, dass es Anna nun leichter hat.
    Vielen Dank dass Luise so spontan bei euch sein konnte. Ihr hat die Zeit sehr gefallen,, auch die Reise mit ihrer großen Kusine zu machen war was besonderes für sie!
    Danke!

  5. Lieben Dank für deine Zeilen, Tim! Tut immer gut, was von dir zu hören und so schöne Fotos zu sehen, auch wenn du es natürlich nicht leicht hast. Ich drücke dir von Herzen die Daumen, dass du mit der Zeit ein richtig talentierter Wellenreiter wirst und zielsicher durch alle Höhen und Tiefen steuerst! Hier hatten wir einige phantastisch sonnige Frühlingstage, sodass ich viel draußen war und erst heute zu dieser Nachricht komme. Wie viele andere denke ich oft an dich und wünsche dir weiterhin alles Beste droben im Norden. Herzliche Grüße aus Hessen! Dirk

  6. Lieber Tim, hier in Marburg machen wir uns langsam Gedanken. Man hört so gar nichts – ist das hoffentlich ein gutes Zeichen, weil du beschäftigt und abgelenkt bist? Pass gut auf dich auf!

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