Annas Grab.
Erster Schnee / Norwegen
Caramel.
11. August
Zwei Jahre...
Heute ist es genau 2 Jahre her, dass Anna gegangen ist. Ein besonderer Tag für uns alle. Viel ist geschehen in der Zwischenzeit, ich vermisse sie unendlich, aber der Trauerprozess ist abgeschlossen. Ich weiß, dass sie weiterhin da ist, uns begleitet und über uns wacht. Sie freut sich, wenn wir es gut haben und das Leben weitergeht, das mit ihr auf dieser Erde sicher erfüllter gewesen wäre. Aber alles ist gut und Anna weiß das und freut sich! Das kann ich fühlen.
Mein Leben hat sich verändert. Es ist wieder jemand an meiner Seite! Wir genießen das Leben so gut es geht und ich sehe weiterhin Orte, an denen ich bisher nicht gewesen bin. Wir sehen uns, wenn wir Zeit haben, auch wenn ich gerne jede Minute mit Anita verbringen würde. Ich bin es eigentlich gewohnt den Menschen, den ich liebe, immer um mich zu haben, aber das lässt sich im Moment nicht machen. So freue ich mich immer auf unser Wiedersehen und halte ansonsten meine tägliche Routine aufrecht. Es ist schön, Zeit wieder wirklich genießen zu können, Zweisamkeit und Nähe, oft wird mir erst im Nachhinein bewusst, wie ich das vermisst habe. Aber ich war vorher nicht bereit dafür, selbst wenn es eine Gelegenheit gegeben hätte.
Wir waren in den Herbstferien für ein paar Tage in Taormina auf Sizilien und haben den Sommer verlängert. Schön wieder in kurzen Hosen und T-Shirt gehen zu können und zusammen neue Orte zu erkunden. An einem Wochenende waren wir in Hovden, ein Skigebiet ca. 180 km von hier und haben Anitas Vater besucht. Kalt war es da schon, aber die Farben der Bäume auf dem Weg dorthin haben uns so verzaubert, dass wir anhalten und einfach genießen mussten. Ein Wochenende später waren wir für einen Kurzbesuch in Marburg. Meine Mutter war wieder im Krankenhaus und wir wollten sie unbedingt besuchen. Anita hatte zum Glück die Möglichkeit mit zu kommen, so dass wir uns die lange Fahrt aufteilen konnten. Mit einem Elektroauto muss man ja ohnehin immer wieder Ladepausen einlegen, so dass die ganze Reise nicht so stressig war, wie wir befürchtet hatten. Allerdings blieb uns keine Zeit Freunde zu besuchen. Donnerstag auf der Straße, am Freitag Besuch bei meinem Vater und meiner Mutte, am Samstag noch mal ins Krankenhaus und dann an die Ostsee auf den Hof. Am Sonntag wieder zurück nach Norwegen. Vorher hatten wir aber Gelegenheit Annas Grab zu besuchen. Es war an der Zeit wieder da zu sein und Kerzen zu entzünden - trotzt Annas Boot zu Hause. Aber die Reise hat sich gelohnt und es war schön für meine Eltern Anita kennenzulernen und umgekehrt natürlich auch.
Ansonsten hat hier der Winter langsam Einzug gehalten. In den Nächten sinken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt, es hat den ersten Schnee gegeben (der aber zum Glück wieder verschwunden ist) und die Orte schmücken sich für die Weihnachtszeit. Der November ist schon mehr als zur Hälfe um und mit Anitas Hilfe habe ich die erinnerungsreiche und belastende Zeit bisher gut überstanden. Natürlich bin ich traurig, wenn sich Annas Todestag nähert und schließlich erreicht ist, aber es tut nicht mehr weh und es ist unglaublich, wie mich Anita unterstützt. Wir führen viele Gespräche und es ist großartig, dass es mit Anita möglich ist - ohne sich seltsam fühlen zu müssen - über Anna und die gemeinsame Zeit zu reden. Ich nehme das nicht als selbstverständlich hin! Wir freuen uns auf eine gemeinsame Adventszeit und ein Weihnachtsfest, dass sicher viel fröhlicher und schöner wird als in den letzten beiden Jahren.
In der Schule geht alles seinen Gang, ich habe noch 1 Woche epochenfrei und dann geht es wieder richtig los. Die liebe norwegische Regierung hat für den kommenden Haushalt erste Einsparungen für freie Schulen angekündigt, die über die nächsten 5 Jahr deutlich ausgeweitet werden sollen, so dass viele Schulen und Waldorschulen Angst um ihre Existenz haben. Wir haben gemeinsam mit anderen freien Schulen demonstriert und erreicht, dass jetzt mit den Schulen erst einmal gesprochen wird und sie in den ganzen Prozess mit eingebunden werden. Immerhin, wir sind ganz zuversichtlich, dass sich da noch was machen lässt und die Regierung einsieht, dass die Rechnung, die sie aufgemacht haben, so garnicht stimmt. Ich kenne das ganze ja aus Deutschlang mit dem Kampf um die Ersatzschulfinanzierung. Zumindest ist jetzt wieder ein Bisschen Ruhe eingekehrt und die Schüler sind froh, dass man in einer Demokratie durchaus noch was bewirken kann, wenn man auf die Straße geht und sich einsetzt.
Titia und Friedrich haben auf dem Weihnachtsbasar der Waldorfschule in Marburg am 2. Dezember einen Stand bekommen, so dass sie da Annas Ketten verkaufen können. Wenn also jemand von Euch Interesse hat, eine Erinnerung von Anna zu erwerben, dann auf zum Weihnachtsbasar!
Ich werde im Laufe der nächsten Woche versuchen, die Weihnachtsbeleuchtung rund ums Haus anzubringen und bin damit bei weitem nicht der Erste. Mal sehen wie weit ich damit kommen. Ich werde auf jeden Fall vor Weihnachten noch einmal von mir/uns hören lassen.
Liebe Grüße
Euer
Tim
Wunderschöne Fotos und ein berührender und hoffnungsvoller Bericht, danke Tim.
Liebe Grüße an deine Anita!
Schön, euch lächeln zu sehen! Liebe Grüße! Andi
Auch von uns ganz liebe Grüße und gute Wünsche für Dich, für Euch. Haltet die Waldorffahnen hoch und überzeugt die Regierung vom Segen, den Eure Schule allen bringt.
GLG Jochen
Liebe Grüße von Kreta in den verschneiten Norden. Ich freue mich sehr, dass es euch gut geht. Wettertechnisch möchte ich mit euch nicht tauschen, obwohl ich die Fotos alle wundervoll finde. Schnee ist für mich nur auf Fotos schön 🙂
Es freut mich, daß alles wieder deine Balance gefunden hat in deinem Leben.
Da mein Vater gestern 83 wurde, habe ich besonders an Anna gedacht. Seit letztem Jahr hängt hier eine Karte: „Sei Pippi. Nicht Annika“. Wie schnell zwei Jahre vergangen sind….Von der Nordseeküste grüßen Euch von Herzen Andrea & Frank