Heute ist es genau 2 Jahre her, dass Anna gegangen ist. Ein besonderer Tag für uns alle. Viel ist geschehen in der Zwischenzeit, ich vermisse sie unendlich, aber der Trauerprozess ist abgeschlossen. Ich weiß, dass sie weiterhin da ist, uns begleitet und über uns wacht. Sie freut sich, wenn wir es gut haben und das Leben weitergeht, das mit ihr auf dieser Erde sicher erfüllter gewesen wäre. Aber alles ist gut und Anna weiß das und freut sich! Das kann ich fühlen.
Wie versprochen, hier die Fortsetzung des letzten Eintrags.
Das Leben geht seltsame Wege und wenn man am wenigsten vorbereitet ist, dann geschehen die schönsten Dinge.
Wie geschrieben, auf Kreta hatte ich mit dem alten Kapitel abgeschlossen, die Trauer und den Schmerz zurückgelassen, bereit etwas Neues zu beginnen. Gewissheit, das ich mit der Vergangenheit fertig war erlangt. Anna für all die fantastischen Jahre gedankt und ihr Zeichen gelesen, weiter zu ziehen.
Auf der Rückreise von Oslo, bei einer Ladepause, klickte plötzlich eine Nachricht auf meinem Handy auf.
Nun ist der Sommer vorbei, die Schule hat begonnen und es ist so viel passiert, dass ich in der Zwischenzeit keine Ruhe hatte zu schreiben.
Mein Vater und ich hatten eine wundervolle Zeit auf Kreta, selbst die Tatsache, dass er gestürzt ist und 2 Tage im Krankenhaus verbringen musste, hat das nicht wirklich trüben können. Es war großartig die alten Freunde zu treffen und die Plätze aus der Vergangenheit aufzusuchen. Für mich war es ein besonderes Erlebnis an den Stränden zu liegen, an denen ich immer mit Anna war. Nein es war nicht schmerzvoll, sondern erfüllend. Ich habe Anna in meinem Geiste neben mir am Strand sitzen und herumlaufen gesehen und war mir so sicher, dass sie sich riesig freut und lächelnd auf mich herabblickt, gerade das ich wieder an den Plätzen war, wo wir glücklich waren. Jeder geht mit Trauer anders um, für mich war es richtige Platz, um einen Abschluss zu finden, ein Kapitel, ein Buch zu schließen.
Jetzt sind Sommerferien und endlich habe ich Lust und Zeit wieder ein Bisschen zu schreiben.
Es war ein besonderen Frühling/Frühsommer in Kristiansand. Kein Regen, teilweise 30 Grad und der Fjord hatte bereits Mitte Juni 23 Grad Wassertemperatur. Rekord! Zwischen Mitte Mai und Mitte Juni gab es keinen Tropfen Regen. Dann kamen 5 Millimeter. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Mein Brunnen, der alte Brunnen des Hauses, der jetzt aber nur noch Wasser für den Garten liefert, ist leer. Was allerdings auch damit zusammenhängen kann, dass ich nicht nur den Garten bewässert habe, sondern auch der Hochdruckreiniger viele Stunden lang im Einsatz war, um die Terrasse/Balkon zu säubern und für einen Anstrich vorzubereiten. Schließlich geht die Terrasse ja fast einmal um das ganze Haus. Ich war also gut beschäftigt neben der Schule und immer wieder tauchten neue Projekte auf, die einen auf Trab hielten.
Nun soll er endlich kommen, der Frühling. Jedenfalls ist die Wettervorhersage sehr hoffnungsvoll. Nach dem kältesten März seit 25 Jahren ist es nun endlich etwas wärmer geworden. Die Schneeglöckchen haben den Garten geschmückt und nun beginnt es an allen Ecken und Enden zu sprießen. Endlich!
Eigentlich sollte es jetzt Frühling sein, jedenfalls sehnen sich alle danach! Nachdem es im Februar schon schön warm war (ok, ungewöhnlich für diesen Monat hier), mit Temperaturen von bis zu 20 Grad in der Sonne, ist es dann letzte Woche wieder richtig kalt geworden. Nächte mit -10 Grad und obwohl die Sonne schon wärmt, steigen die Temperaturen tagsüber auch kaum über 2 bis 3 Grad. Wenn dann noch etwas Wind dazu kommt ist es echt ungemütlich.
Nun hat das Schicksal doch wieder zugeschlagen, nachdem sich eigentlich alles ganz positiv entwickelte. Gestern habe ich Muffin verloren, er musste eingeschläfert werden und ist jetzt bei Anna.
Da bin ich auf der Rückfahrt und wie angedeutet, habe ich Zeit und Muße etwas zu schreiben.
Schön war es in Deutschland, obgleich ich mein Haus und die Katzen vermisst habe. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Schashagen mit leckerem Abendessen bin ich am Eis-Katastrophentag nach Marburg gefahren. War aber alles nicht so schlimm, die Autobahnen waren gestreut und dank der ganzen Warnmeldungen war auch wenig Verkehr. Ich habe mich bei meiner Mutter und Jörg in Niederweimar einquartiert und es war wunderbar mal wieder da zu sein.
Da sitze ich endlich mal wieder auf der Fähre auf dem Weg nach Deutschland und habe Zeit zu schreiben.
Wie Ihr auf den Bildern sehen könnt, ist Annas Grabstein endlich an seinem Platz. Nachdem Titia ihn mitgenommen und in Schashagen abgeliefert hatte, ging es ganz schnell. Ich finde, er ist wunderschön geworden. So bunt und so anders, als all die anderen Grabsteine. So ganz Anna. Ich glaube, sie freut sich sehr darüber, einen Stein aus Ålefjær zu haben, ein Stückchen Norwegen in Deutschland, ein Stückchen norwegischer Fels für Anna. Jetzt kann im Frühling dann das Grab mit vielen bunten Blumen bepflanzt werden. Samen aus unserem Garten habe ich auch gesammelt. Mal sehen, ob die dort in Norddeutschland gedeihen. Es ist noch einmal wie der Abschluss eines Kapitels… .
Heute ist es genau 1 Jahr her, dass ich die letzten Worte mit Anna gewechselt habe. Danach war sie nicht mehr ansprechbar, bis sie am 18.November von uns gegangen ist. Es ist nicht einfach für mich zurzeit. Erst Annas Geburtstag am 18. Oktober und jetzt naht ihr erster Todestag in großen Schritten. Ich denke viel an die Zeit vor einem Jahr und bin dann doch gleichzeitig überrascht, wie schnell dieses Jahr vergangen ist und wie ich das geschafft habe. Anna fehlt überall, aber das Leben geht seinen Weg und nimmt mich mit, ganz gleich wie schwer mir manches auch immer noch fällt.