September 18, 2016


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Frohendienst

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Speisesaal

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Lagerfund: Mäuse, Ratten, Zombies?

Bio in Norwegen - eine Herausforderung!

Mein Job ist ein ganz anderer geworden, als er erst von der Schule geplant war, denn eine Woche vor Schulbeginn fragte der Schulleiter, ob ich die Küche übernehmen könnte...
Eigentlich sollte ich Assistentin werden, dass sind diejenigen hier, die sich um die Schüler kümmern, die es schwerer haben (in jeder Klasse 2 bis 4, die Klassen haben insgesamt 8 bis 15 Schüler). Vor der Aufgabe hatte ich etwas Schiss, man weiß ja nicht, ob man mit dem Schüler überhaupt klarkommt, manche sind aggressiv usw.
Also war ich erleichtert: dass kann ich! Küche also.
 Die letzten Jahre hatte der Schulleiter täglich Brot gebacken, dazu gab es Käse oder ähnliches. Donnerstags und Freitags gab es Suppe dazu, die verschiedene Lehrer unter Stress zubereitet hatten.
Schulessen an sich ist erst langsam im Kommen in Norwegen.
Nun wollte Steinar (der Geschäftsführer, Rektor und das Herz der Schule) also das Essen revolutionieren und täglich warmes Essen anbieten, in Bio-Qualität und vegetarisch. Ihm ist es persönlich sehr wichtig, die sozialen Unterschiede, die auch hier herrschen, in der Schule unsichtbar zu machen, darum ist das Essen hier für alle Schüler umsonst (und für einige die einzige vernünftige Mahlzeit des Tages)
Das Essen wird nach dem Hauptunterricht in der
 großen Pause um 10:30 Uhr serviert. Zum „lunch“ wie
 das 2. Frühstück in der Mittagszeit hier heißt.
 Mittag gibt es traditionell zu Hause mit der ganzen
Familie um 4-5 Uhr Nachmittags.
 Zuerst habe ich natürlich die Küche (wie eine
 große Küche in einem Privathaushalt) geputzt und
 somit „gegriffen“. Das Lager war eine ganz andere 
Geschichte, das ist ein Durchgangsraum im Keller
 und besteht aus einem Regal - hier werde ich keine Ruhe geben, bis ich einen anderen Raum bekomme, denn dem Veterinäramt würden die Haare zu Berge stehen...
Darum wird auch bisher nicht an die große Glocke
 gehängt, dass die Schule jetzt richtig kocht, denn die sind hier auch sehr streng. 
Nächstes Jahr gibt es einen Neubau, vielleicht kommt da ja eine Profi-Küche rein, oder es wird einfach gut renoviert. Solange das Essen nicht verkauft wird, ist das laut Steinar alles halb
 so wild.
Das heißt, ich koche eine warme Mahlzeit, einfach ein Hauptgericht von früher (bei Euch in der Schulküche) und dazu Brot. Manchmal habe ich noch Zeit einen Salat zuzubereiten. 
Die erste Woche kamen natürlich alle, die Schlange war lang, es war laut usw. - eigentlich ganz normal fand ich ...
Die Lehrer waren das nicht gewohnt und entschieden, dass die Klassen 8 bis 10 (die Schule geht nur bis zur 10. Klasse) die große Pause nach der 3. Stunde bekommen sollten, also 1 Std. später zum Essen kommen - und das läuft gut so. Vor allem kann ich noch schnell nachkochen, wenn es knapp wird... So sind es dann doch 150 Portionen pro Tag (die Größe variiert je nach Alter der Schüler).
Schulstunden sind hier ab diesem Schuljahr übrigens eine Zeitstunde lang.
Die Dankbarkeit ist riesig, viele Schüler kommen nach dem Essen 
und bedanken sich, die Lehrer (denen wird 20€ vom Gehalt
 abgezogen und dafür können sie immer Essen) finden es herrlich und allen schmeckt es gut. 
In jeder Klasse gibt es blöde Allergien - Gluten und Milchzucker, also immer Alternativen kochen - das nervt! 
Das Essen ist für die Schüler übrigens umsonst.

Damit ich das Essen um 10:30 Uhr fertig habe, muss ich um 7 Uhr anfangen, sonst habe ich keine Chance. Meist gehe ich dann um 14.30 nach Hause. Hilfe habe ich noch keine, aber auch kaum Stress. Ich kann in Ruhe in meinem Tempo arbeiten.
Kochen kann ich auf 2 normalen Herden, einer Antiquität und einem Induktionsherd. Der große Backofen ist endlich angeschlossen, einen riesiger Warmhalteofen (max 70°C) gibt es auch. Die Industrie- Spülmaschine ist nicht angeschlossen, dafür 2 normale Spülmaschinen. 
Also, wie ihr seht, muss ich viel improvisieren.
Eine Herausforderung war das Brotbacken, da musste ich mich erst reinarbeiten (oder reinkneten?), aber jetzt klappt´s recht gut. Die Schüler essen mir das noch warme Brot in Minuten weg...
Die Bio-Lebensmittel zu besorgen ist eine der größten Herausforderungen für mich. Wenn ich an die dicken Kataloge der deutschen Bio-Großhändler denke, kommen mir die Tränen...
Hier gibt es einen Händler der eine kleine Menge Trockenware und Dosen anbietet, (viel von Rapunzel und anderen deutschen Herstellern), dann gibt es Milch, Butter, Sahne, Joghurt, Schmand und sauteuren Käse von 2 Molkereien und nun wird‘s schwierig... Ach ja, Bio-Eier gibt es auch.
Gemüse gibt es manchmal und in geringer Auswahl in Supermärkten, ein Großhändler hat zur Zeit (seit 3 Wochen...) nur Äpfel, Zitronen, Gurken, Brokkoli und Blumenkohl, ein Abo-Kisten Händler kann viel anderes besorgen - da bin ich aber noch nicht mit den Preisen einverstanden und habe das Gefühl, der kauft die Ware z.T. auch in den Supermärkten ein - und hat eine von mir noch nicht entdeckte Quelle. (Oder nur ein paar Bio-Aufkleber??)
Ich brauche hier dringend einen Bio-Bauernhof mit dem ich eine Zusammenarbeit beginnen kann!
Wahrscheinlich fahre ich demnächst in den Dörfern von Hof zu Hof, klopfe an die Tür und frage ob sie nicht auf Bio umstellen können...
Wir hatten Besuch von Tims Vater Hilmar, was wir und er sehr genossen haben. Und als es Kartoffelbrei gab, haben meine Männer am Abend vorher fleissig geholfen!
Und ich konnte mal wieder Rezepte ausprobieren, (für 2 Personen backen macht keinen Spaß), mit den allerletzten Blaubeeren.

Anna & Tim 

1 Comment on “

  1. Liebe Anna,
    bitte, kann ich das Rezept von dem Brot bekommen? Bei Gelegenheit!
    Die Bilder sind sehr schoen! Diese Kueche schaut wie eine große Familienkueche aus! Schoen!
    Ich bin ueberzeugt, dass du alles in kurzer Zeit so hast, wie du dur das vorstellst!!
    Liebe Gruesse von der heißen Insel an dich und Tim!
    Johanna

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