Oktober 19, 2019

Anna, ihre Geschwister und die Braut.

Friedrich und Julian bei der Arbeit. DANKE!

In der Schule mussten wir leider eine Kastanie fällen.

 

Zurück in den Alltag.

Nun sind 5 Wochen seit Annas neuer Diagnose vergangen und es war nicht wirklich einfach, wieder in das alltägliche Leben zurückzufinden. Man versucht das Leben so gut es geht zu meistern und das „Kopfkino“ zu ignorieren oder abzustellen. In der Schule gelingt mir das ganz gut, aber sobald man in den Pausen etwas Ruhe findet, kommen natürlich die Gedanken zurück. Relativ einfach ist es die Fragen „warum wir?“, oder „was hat das alles für einen tieferen Sinn?“, zu ignorieren. Die Endlichkeit des Lebens, gerade wenn man so mitten darin steht, zu akzeptieren und damit umzugehen, fällt schon deutlich schwerer. „Was ist wenn…“, „was passiert wenn…?“, „was mache ich wenn…“, das sind die Fragen, die mich dann immer wieder umtreiben. Was hilft, ist das Leben ganz normal weiter zu leben, es ist ja nicht so, als ob all diese Fragen bei Annas Krankheitsgeschichte zum ersten Mal auftauchen. Aber besser bzw. einfacher wird es nicht, selbst wenn man sich schon oft damit beschäftig hat. Selbstverständlich versucht man immer wieder die Realität auszublenden, so gut es geht seinen täglichen Routinen zu folgen und sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Der Herbst hat die Natur in die schönsten Farben getaucht und selbst wenn es viel regnet, genieße ich die Spaziergänge mit Muffin am Nachmittag. Wenn die Sonne dann mal durch die Wolken bricht und das Meer und die bunten Bäume in den verschiedensten Farben erstrahlen lässt, dann fühlt man sich dankbar, dass man an so einem Ort ist und man macht sich deutlich, dass es darum geht, jeden dieser kostbaren Augenblicke zu genießen.
Anna hat die ersten beiden Chemo-Runden bislang sehr gut überstanden und ist wieder einmal ganz und gar ins Kettenmachen eingetaucht. Das Esszimmer gleicht einem Materiallager und die Ergebnisse sind phantastisch. Das ist Annas Möglichkeit sich abzulenken und nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigen zu müssen. Die Herbstferien waren kurz und dank des Besuches von Günther und Eckhard durch unzählige gute Gespräche geprägt. Anschließend waren Sandra und Odin für 3 Tage hier und schließlich kam Friedrich mit einem Freund, um den Garten winterfertig zu machen. Dank der Beiden hatten Anna, Gunvor und ich die Möglichkeit nach Oslo, zur Hochzeit von Annas Cousine zu fahren. Anna hatte es sich sehr gewünscht dort ihre Geschwister und die ganze Familie zu treffen und da die Ärztin keinerlei Bedenken hatte, haben wir einfach die zweite Chemo-Runde um 2 Tage verschoben. Es war ein fröhliches und unbeschwertes Wochenende und ich habe noch nie einen Pfarrer erlebt, der sich bei der Trauung so unglaublich, und für alle ersichtlich, für das Brautpaar gefreut hat, und aus dem Grinsen und Lachen gar nicht mehr herauskam.
In der Schule, bzw. einem gemieteten Saal mitten in der Stadt, hatten wir am Donnerstag unsere Festvorstellung anlässlich des 100 jährigen Bestehens der Waldorfschulen, die wirklich gelungen war (jedenfalls für hiesige Verhältnisse). Ich habe mit der 8., 9. und 10. Klasse den Morgenspruch auf Norwegisch und Deutsch rezitiert und dann von unseren Schülern (mit entsprechenden „Wurzeln“) stückweise in Dänisch, Holländisch, Französisch, Englisch, Spanisch und Tschechisch vortragen lassen. So entstand jedenfalls gut der Eindruck, wie weltumspannend die Waldorfbewegung inzwischen geworden ist.
Am Montag muss Gunvor leider wieder zurück nach Deutschland reisen und obwohl auch hin und wieder Besuch da ist, habe ich doch etwas Angst vor der Zeit im dunklen November, wenn ich Epoche habe und Anna (wenn auch nur an 2 Tagen in der Woche) von morgens bis abends alleine zu Hause ist. Ich hoffe nicht, dass sie „in einem Loch“ verschwindet und es ihr gelingt sich entsprechend abzulenken. Genug Material zum Kettenmachen ist auf jeden Fall vorhanden. Die größte Angst von uns beiden ist aber der Termin nach dem nächsten MRT, dass einige Zeit nach der 3 Chemobehandlung gemacht werden soll. Wir haben inzwischen etwas den Mut verloren, auf gute Neuigkeiten zu hoffen und dort wird sich dann zeigen, ob der Tumor schon zurückgekommen ist oder gestreut hat. Wir müssen lernen damit umzugehen, denn selbst, wenn die Chemo angeschlagen hat und im Moment alles in Ordnung sein sollte, so wird sich dieses Prozedere alle 3 Monate wiederholen.
Ansonsten genießen wir selbstverständlich die Tage, lassen den Kopf nicht hängen und glauben ganz fest an ein Wunder!

Wir lassen bald wieder von uns hören.

 

Tim & Anna

Zu Annas 47. Geburtstag waren wir essen. Dort haben wir ein schönes Motto für die jagdverrückten Norweger gefunden:

 

2 Comments on “

  1. Liebste Anna,
    ich hatte so oft daran gedacht, aber dann doch deinen Geburtstag verpasst! Herzliche Glückwunsch nachträglich. Sei ganz herzlich gedrückt – die Daumen sind fest gedrückt für euch für die nahe Zukunft. Kyss og stor klem, Madlena

  2. Liebe Anna
    Zu Deinem Geburtstag hab ich ganz fest an Dich gedacht wie schön daß Du bei der Hochzeit sein konntest umgeben vvon Deinen lieben tollen Geschwistern Gynvor und Tim ,,,so ist ein kleiner Wunsch von mir für Dich in Erfüllung gegangen. Mein handy hat so langsam den Geist aufgegeben und erst morgen werde ich ein neues bekommen und hoffentlich klappt es dann Dich in den nächsten Tagen persönlich zu sprechen ..mein Signal hatte gar nicht mehr funktioniert daher mein schweigen.
    das allerbeste für Dich ,von Herzen Ruth

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert