Juli 3, 2020

Aidan wurde standesgemäß mit dem Boot vom Flugplatz abgeholt!

Tim braucht ja auch was zu tun....

23:15 Uhr

Sommer, Sonne, Ungemach und Katastrophen.

Liebe Freunde, es ist sehr viel passiert seit dem letzten Blog. Zuerst meine Gesundheit (zum Teil hat Tim das ja schon geschrieben): bei dem letzten MRT wurde mal wieder (wie jeden Sommer) Krebs gefunden. Dieses mal fanden die in meinem lokalen Krankenhaus heraus, dass eine Metastase des Brustkrebses im Kopf von 5 auf 7mm gewachsen ist. Aber die Ärztin beruhigte mich gleich, das könne man in Oslo mit dem stereotaktischen Verfahren bestrahlen (da sammeln sich die Strahlen auf einen Punkt), das Gerät gibt es aber nicht in Kristiansand und eine normale Bestrahlung verkraftet mein Gehirn schlicht nicht mehr. Und die Erleichterung war natürlich, dass es kein Glioblastom ist!
In Oslo wurde das MRT wiederholt, dort fanden sie aber noch zwei Stecknadelkopf-große Metastasen, davon eines wohl doch ein Glioblastom, weil es in der selben Umgebung liegt (ganz sicher sagen kann man das natürlich nicht) und meinten, dass auf 7mm gewachsene Mistvieh könnte doch nicht bestrahlt werden. Ich war erschöpft und verzweifelt und bat den Arzt das ganze nochmal Tim per Telefon zu erklären, er durfte, wegen Corona, nicht mit in die Klinik. Das Telefongespräch beruhigte uns sehr. Er führte das Gespräch während ich mit meine Mutter zu den weiteren Vorbereitungen der Bestrahlung in Oslo war und damit wir nicht die Hin- und Rückfahrt an einem Tag erledigen mussten, haben wir bei meinem Onkel Lay wunderbaren Unterschlupf gefunden.
Einschub Tim: Der gewachsene Tumor liegt so ungünstig, dass die Bestrahlung zwar möglich, aber mit Risiken verbunden ist, da Annas Hirnstamm vor 2 Jahren bereits die maximale Bestrahlung bekommen hat. Der Tumor ist in den letzten 2 Jahren mal größer und mal kleiner geworden, so dass es sich lohnt, ihn erst einmal zu beobachten und abzuwarten, zumal er an keiner „kritischen“ Stelle des Kleinhirns liegt. Der Bestrahlungsplan ist aber bereits fertig, falls es doch soweit kommen sollte. Von den anderen neuen Tumoren liegt einer in der Augenhöhle, so dass eine einzige Bestrahlung mit voller Dosis nicht in Frage kam, da dies für das Auge selber zu gefährlich gewesen wäre. Deshalb haben sich die Radiologen entschieden, diese Stelle 3 mal mit minderer Dosis zu bestrahlen.

Für die 2. und 3. Bestrahlung fuhr ich mit meiner Mutter nach Oslo und den Tag zwischen den Bestrahlungen machten wir einen Kurzurlaub in Drøbak, dem Geburtsort meiner Mutter, wo wir bei unserem guten Freund Christopher wohnen durften. Bei allem was in den Tagen passierte, wäre ich nirgendwo Besser aufgehoben gewesen - danke Christopher!
Auf dem Weg von Oslo nach Drøbak, nach der Bestrahlung, riefen meine Kinder an und sagten, dass sie eben grade ihren Vater Tod vorgefunden hätten, Herzversagen. Ich wollte am liebsten sofort hinfahren, aber es geht ja nicht mal ein Flieger! Tim holte mich dann per Telefon wieder auf den Boden und buchte für die nächste Möglichkeit das Boot. (Tim: Anna hatte schließlich noch eine Bestrahlung vor sich und den ohnehin wegen der Oslo-Fahrerei verschobenen monatlichen Krankenhausbesuch mit Infusionen). Die Verwandtschaft von Nah und Fern sprang für mich ein (hatten auch mehr Ahnung ehrlich gesagt), so dass ich die „Kinder“ in guten Händen wusste.
Als wir dann, leider nach der offiziellen Beerdigung, in Dexbach ankamen, fand ich ruhige, souveräne junge Erwachsene vor! Und die schöne Zeremonie, die am Montag abgehalten wurde war wunderschön und sehr gut von Titia und Friedrich geleitet.
So konnte ich nach einigen Tagen sehr beruhigt wieder abreisen. Meine Mutter, die eigentlich noch eine gute Woche bei uns in Norwegen bleiben wollte, ist nun stattdessen in Dexbach bei meinen Kindern!
Unsere spontane Reise (von Sonntag bis Donnerstag) ist auch nur Möglich gewesen, weil meine Kusine Elise und ihr Mann Fredrik ganz schnell aus Oslo gekommen sind und für eine Woche Haus, Hund, Katze und Hühner gehütet haben - tusen takk!
Bevor wir nach Deutschland fuhren war ich einige Wochen recht pessimistisch was meine Lebenserwartung angeht, aber nun, da mein lieber Freund Matthias gegangen ist, fühle ich neue Kraft und Zuversicht, denn meinen Kinder zuliebe muss ich es einfach noch ein paar Jahre schaffen! Und ich denke, Matthias hilft von oben mit, so fühlt es sich wenigstens an.

Jetzt sind wir also wieder zu Hause (in 10 tägiger Quarantäne), warten darauf, dass der Sommer zurückkommt und Tim weiter am Haus werkeln kann (Sommerferien haben wir seit dem 19 Juni). Ab 15. Juli ist es auch deutschen Staatsbürgern wieder erlaubt nach Norwegen einzureisen und so werden wir wohl wenigstens für den zweiten Teil des Sommers auch wieder lieben Besuch bei uns haben.
Wir werden berichten, wer es alles über die Grenze geschafft hat 🙂

Bis bald

Anna & Tim

Lunsj in Drøbak.

Anna und Gunvor beim Morgenbad!

Mit Titias Hund "Hektor".

9 Comments on “

  1. Liebe Anna
    Herzliches Beileid und alles, alles Liebe und Gute für dich und deine Familie.
    Ganz herzliche Grüße
    Petra Vogel

  2. Liebe Anna, Du schaust trotz all der Katastrophen sehr gut aus. Ich/wir wünschen Dir weiterhin Kraft für die Zukunft, aber zusammen mit Tim und die Unterstützung Deiner Familie und Freunden, mache ich mir da keine Sorgen. Alles Liebe und Gute weiterhin. Herzliche Grüße, Johanna und Lefteris

  3. Liebe Anna,
    es ist unfassbar! Mein Beileid und auch an Deine Kinder richten sich meine Gedanken und Wünsche. Dieser vermaledeite Krebs soll endlich einsehen, dass er bei dir kein leichtes Spiel hat und sich verpi…..
    Liebe Anna, lieber Tim – ich muss so oft denken, dass es doch so eine kluge Entscheidung von euch war, auch in der damals schon schwierigen Zeit dennoch nach Norwegen gegangen zu sein. Ihr habt eine so schöne neue Heimat aufgebaut und ich glaube, dass diese unglaubliche Natur und eure Tiere nochmal zusätzliche Kraft und Mut und Hoffnung und Zuversicht geben können.
    Fühlt euch beide von Kreta gedrückt und Tim dir noch ein paar schöne werkelige Ferientage
    Ganz liebe Grüße
    Nadine

  4. Ihr Lieben! Mein Beileid zu Matthias Tod, sagt es bitte auch den Kindern. Schade um eine interessante Persönlichkeit…. so ist es jetzt. Wie kommen die Kinder zu Recht? Wie geht es weiter?
    Auch bei Euch? Anna Du bist unglaublich! Du siehst auf dem Bild super aus und Dein Optimismus hilft Dir – ich wünsche Dir und Euch , dass Du es weiter schaffen wirst und Dich vom Krebs nicht ins Bockshorn jagen wirst!!
    Fühlt Euch umarmt und gedrückt – wir denken oft an Euch!
    Jochen und Kirsten

  5. Ihr Lieben , wir sind traurig und in Gedanken bei Euch . Günter hatte ein sehr schönes Gespräch mit Friedrich und die Kinder haben eine wunderbare Erinnerung in die Zeitung gesetzt.
    Aber du machst uns natürlich Sorgen . Wir hoffen sehr , dass Du und Dein Ärzteteam diesen verda….
    Krebs noch lange im Griff behaltet ! Wir bewundern Deine Stärke . Sei lieb umarmt von
    Günter, Beate und Paula

  6. Liebe Anna lieber Tim, mir fehlen Worte um das auszudrücken, was ich möchte. Ihr seid zwei tolle, starke Persönlichkeiten und müsst immer wieder neue Rückschläge erdulden bzw bezwingen. Das ist unsagbar unfair!
    Gratulation zu deinen erwachsenen Kindern und herzliches Beileid zum Weggang von Matthias.
    Je t’embrasse, Anna, je t’embrasse, Tim!
    Bisous aus Frankreich

Schreibe einen Kommentar zu Beate Kujus Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert